...meiner Lieblingspassage
"Er hatte eines begriffen: Wenn er diesen Weg ging, um alte Fehler wiedergutzumachen, so bestand seine Reise auch darin, die Eigenart anderer zu akzeptieren. Als Reisendem stand ihm nicht nur das Land offen, sondern auch alles andere. Die Menschen konnten ungezwungen mit ihm reden, und er konnte ungezwungen zuhören. Ein wenig von ihrer Last mitnehmen, wenn er wieder ging. Er hatte so vieles vernachlässigt, dass er Queenie und der Vergangenheit dieses bisschen Großzügigkeit schuldig war.Inhalt
Nach mehr als 20 Jahren erhält Harold einen Brief. Quinny
Tennesy, einst seine Arbeitskollegin, schreibt ihm, um sich zu verabschieden.
Sie ist unheilbar krank und wird sterben. Die längst vergangenen Erinnerungen
an Quinny kehren schlagartig zurück. Schnell bedauert er, dass er so viele Jahre
vergehen lies, ohne nach ihr zu suchen, denn eines Tages wurde sie gekündigt
und verschwand spurlos.
Harold schreibt ihr Folgendes zurück: „Liebe Quinny, danke
für Ihren Brief. Es tut mir sehr leid, alles Liebe Harold.“
Er steckt den Brief in ein Kuvert und macht sich auf, um ihn
beim nächsten Briefkasten einzuwerfen.
Aber er kann es nicht. Er läuft vorbei.
Er läuft zum nächsten und wieder zum nächsten...bis er aus
der Stadt rausgeht. Er beschließt, dass dieser Brief nicht der richtige
Abschied sein kann. Er möchte den Weg zu Quinny zu Fuß bestreiten. 87 Tage.
1000 Kilometer. Er möchte sie persönlich treffen und hofft, dass sie auf ihn
wartet.
Harold hat nun einen langen Weg vor sich und viel Zeit um zu
reflektieren.
Viel Zeit, in der Harold sich vieler Dinge bewusst wird, an
die er vorher nicht dachte.
Viel Zeit, um zu erkennen, warum seine bereits 40 Jahre
andauernde Ehe zerrüttet ist, obwohl er seine Frau noch liebt.
Viel Zeit, um sich mit seiner schwierigen Beziehung zu seinem
Sohn auseinanderzusetzen und dahinter zu kommen, wie es nur soweit kommen
konnte.
Viel Zeit, um über
sich selbst nachzudenken.
Er merkt schnell, dass all diese Gedanken nicht nur positiv
sind. Einige Erinnerungen sind sehr schön, aber viele Erinnerungen sind auch
schmerzhaft.
Manches lässt sich noch ändern, mit manchen Dingen muss er
sich abfinden.
Harold pilgert ohne Ausrüstung, auf den Füßen seine bereits
betagten Segelschuhe, die sich langsam aber sicher in Wohlgefallen auflösen.
Mein Senf zum Buch
Die Geschichte handelt von einem Mann, der sich
unvorbereitet und naiv plötzlich in seiner
eigenen Pilgerreise wiederfindet. Ein
spannender Streifzug durch sein eigenes Leben beginnt... Das Buch ist sehr gut geschrieben, ich finde die Schüchternheit von Harold kommt sehr gut rüber. Mit der Zeit bekommt man aber auch ein gutes Gefühl dafür wie sein Selbstbewusstsein wächst.
Insgesamt hat es mir sehr gut gefallen. Allerdings finde ich, dass ein bestimmter Teil
eher unbehandelt hätte bleiben können: Im Laufe der Reise werden die Medien auf
Harold aufmerksam. Fernsehübertragungen werden gesendet, und mehr oder weniger
ernsthafte Pilger schließen sich Harold auf seinem Weg zu Quinny an. Diesen Teil fand ich ein wenig störend,
Harold alleine hätte vollkommen gereicht.
Trotzdem kann ich das Buch auf jeden Fall empfehlen.
Habt ihr es schon gelesen? Hat es euch gefallen? Ich freue mich über eure Kommentare :-)
Das hab ich mir gerade besorgt!! Grinz...bin gespannt. Danke für deine Buchbeurteilung! Jetzt muss ich nur noch anfangen...Liebe Grüsse Frauke
AntwortenLöschenIch lese es auch gerade und bin an der Stelle mit den zusätzlichen Pilgern angekommen (um ehrlich zu sein nervt es mich seit dem ein bisschen). Ich bin da ganz deiner Meinung, das hätte es nicht gebraucht. Allerdings bin ich schon auf das Ende gespannt.
AntwortenLöschenLiebe Grüße, Antonia